Viele Christen verwechseln immer wieder das mit Mission, dass sie Antworten zu geben versuchen auf Fragen wie diese: Was müssen wir machen, dass die Leute zur Kirche kommen? Nein, die Frage muss lauten: Was muss an uns selber geschehen, dass wir Gemeinde, Kirche sind, und so für die Welt begreifbar und verständlich wird, was wir meinen, wenn wir reden? Oder sie fragen: Wo und wie können wir Christen in unsere Umwelt hinausgehen, um in Gesprächen mit Einzelnen oder in großen Evangelisationsveranstaltungen die Botschaft Jesu Christi an die Leute zu bringen? Nein, die missionarische Frage ist an uns Christen selber gestellt und heißt: Folgen wir Christen dem Ruf Jesu und lassen uns von ihm herausrufen aus unserer privaten Welt zur sichtbaren Darstellung des Volkes Gottes, der Gemeinde, der Kirche?
Das war die Missionspraxis der frühen Gemeinde und der Kirche des Anfangs, dass sie selbst ganz und radikal Gemeinde und Kirche waren. Es gab zwar auch damals einzelne umherziehende Missionare, die predigten. Aber wir wissen, dass nicht sie, sondern das Leben der nach unseren Maßstäben so nach innen gekehrten Gemeinden einladend und missionarisch gewirkt haben und die Zahl der Christen wachsen ließ und die Ausbreitung des Christentums in der damaligen Zeit bewirkte.
aus: Gerhard Weber, Die Kennzeichen der Kirche, 1975
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Landschaftsgärtner - Theologe - Künstler Trotz Niederlagen, Krankheiten, Scheitern und Rückschlägen ist das Leben lebenswert. Es ist die Kunst im Dschungel des Alltags zu überleben.
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Ein sehr interessanter Gedanke – gerade weil wir in der Gemeinde zur Zeit eine Art Kurs zu diesem Thema durchführen… das ist der passende Auftakt für mich. Danke dafür.
Gern geschehen.
Der Begriff Mission ist heute unglaublich abgegriffen und damit auch heikel geworden. Ein/e Missionar/in geht immer davon aus, etwas besser zu wissen. Andererseits, wer glaubt, möchte oft seinen Glauben oder sein Glück darüber mit anderen teilen. Vielleicht wäre es an der Zeit, einen neuen Begriff und damit auch ein offeneres Angebot zu schaffen. Menschen sind, was Glaubensfragen angeht, extrem misstrauisch geworden. Auch, wenn ich das manchmal übertrieben finde, kann ich schon verstehen, woher die Angst kommt. Da sind wohl neue Wege nötig.
Moin! Das Zitat ist auch schon etwas älter und ungefähr 1975 niedergeschrieben in einem Thesenpapier des Gründers der Lebensgemeinschaft in der ich lebe. Aber Du hast recht, es gibt immer wieder Begriffe die sind abgegriffen, mißverständlich vielleicht auch gesellschaftlich grad nicht gern gehört … Und Mission ist oft ein Begriff, aus meiner Erfahrungswelt heraus, wo ganz viele eigene Erfahrungen und oft auch Mißverständnisse und falsche Bilder mitschwingen. Das wunderbare aber an der Ausführung hier ist ja, dass es nicht in die Richtung geht ‚ich weiß es besser als du‘, sondern die Frage an mich gestellt werde, ob ich nachfolge und Glaube an mir sichtbar und greifbar wird.
be blessed
Hendrik
Ja, das habe ich auch so verstanden, also als Angebot. Unsere Zeit hat sich ja leider, was Religion oder Glauben angeht, sehr weit in die Wellness-Ecke gelehnt – so zumindest nehme ich das wahr. „Ich glaube, was mir guttut, alles andere fällt raus“: so lautet, sehr verkürzt und vereinfacht, das Motto. Gemeinschaft, also Gemeinde zum Beispiel, gibt dagegen kein Urlaubsgefühl, sondern fängt (auch) bei Toleranz und Umsicht an. Mission würde ich das Werben um andere trotzdem nicht nennen. Glaube an sich würde mir reichen.
Und einen Schritt weiter geht es, wenn es nicht nur um Gemeinde geht, wo man sich ab und zu mal sieht zu einer Gemeinde hin, die gemeinsam lebt. Da kann man sich dann erst recht nicht die Rosinenstücke heraussuchen.